Eine ungünstige Haltungskoordination beeinträchtigt in erheblichem Maße die alltäglichen Bewegungsabläufe. So das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten vergleichenden Studie, geleitet von Dr. Timothy Cacciatore, Forscher am Institut für Neurologie an der Universität London. An der Alltagsbewegung „vom Sitzen zum Stehen“ untersuchte die Studiengruppe
Mechanismen, die die motorischen Teilaufgaben Bewegung, Balance und Haltung
wechselseitig beeinflussen. Hierfür wurden Daten von gesunden, untrainierten
Erwachsenen sowie von Alexander-Technik-Lehrern erhoben.

Jede Handlung des Körpers erfordert es, gleichzeitig verschiedene motorische
Teilaufgaben zu koordinieren: die Ausführung der Bewegung, die Balance und Haltung.
Wenn sich diese Komponenten gegenseitig beeinträchtigen, kann es zu nachhaltigen
und hochgradigen Störungen im Bewegungsablauf kommen. Eine Londoner Studie
versuchte hierfür ein Erklärungsmodell zu entwickeln: Eine Gruppe mit 10 AlexanderTechnik-Lehrern (AT) wurde mit einer Gruppe von 10 gesunden, untrainierten Erwachsenen (GU) verglichen. Als Bezugsrahmen diente die Alltagsbewegung „vom Sitzen zum Stehen“, wobei die Vorgaben in punkto Geschwindigkeit und Fußposition variierten. Über ein Bewegungserfassungssystem ließen sich alle Werte ermitteln und analysieren. Ergänzt wurde die Untersuchung durch Simulationen am Computermodell.

Ergebnis
Die Alexander-Technik-Lehrer waren unter sämtlichen Versuchsbedingungen im Gegensatz zur Kontrollgruppe viel besser in der Lage, fließend mit gleichmäßiger Geschwindigkeit aufzustehen. Auch den Balance-Anforderungen entsprachen sie weit  mehr. Die Kontrollgruppe bewegte sich beim Aufstehen dagegen grundsätzlich ruckartig, rascher und mit nicht gleichbleibender Geschwindigkeit. Aus den Untersuchungsergebnissen ließ sich schließen, dass die Einschränkungen der GU-Gruppe in der Bewegungssteuerung des zentralen Nervensystems liegen. Zudem wurde die Rolle der Steifigkeit von Hüft-, Kniegelenk und Rumpf an einem neuromechanischen Körpermodell simuliert und untersucht.
Folgerungen
Eine schlechte Haltungskoordination kann Bewegungsabläufe nachhaltig stören. Die Resultate aus den Untersuchungen des Bewegungsablaufs „vom Sitzen zum Stehen“ lassen sich auch auf andere Alltagsbewegungen übertragen, wie etwa Treppe steigen oder in die Hocke gehen. Insbesondere bei älteren Menschen sind die Bewegungsabläufe durch ungünstige Haltung und Steifigkeit eingeschränkt. Entsprechende Trainingsprogramme sollten daher nicht so sehr auf Kraft oder Schwung zielen, sondern vor allem die Haltungssteuerung im Blick haben. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass Alexander-Technik-Lehrer die Bewegungsabläufe durchwegs harmonischer und günstiger ausführten und über eine wesentlich bessere Gesamtkoordination verfügten.

Originaltitel der Studie: Neuromechanical interference of posture on movement: evidence from Alexander technique teachers rising from a chair
Timothy W. Cacciatore, Omar S. Mian, Amy Peters and Brian L. Day.
Artikel im Journal of Neurophysiology 112:719-729, 2014. First published 14 May 2014

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